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Schreiben
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Schreiben heißt kommunizieren. Schreiben lernen heißt – hier weiterlesen!

„ Lerne besser zu schreiben: Flüstere große Gedanken, schreie nach Einfachheit und male Bilder mit Worten – lasse Sätze tanzen und Texte aufblühen! ”
Schreiben heißt kommunizieren. Schreiben lernen heißt – hier weiterlesen!

Es ist das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu entdecken; das wahrnehmen, was kaum wahrgenommen wird und dennoch stets um uns herum ist. Es sind die Details und Wahrheiten, die darauf warten, in unsere Köpfe einzudringen, um uns zu faszinieren oder zu erschrecken. Schriftsteller erwecken das Gewöhnliche zum Leben, und machen das Unsichtbare sichtbar. Sie machen uns die Besonderheit des einfachen Seins bewusst und halten uns Spiegel vor Augen – das ist die Aufgabe eines Schriftstellers!

Die Aufgabe schriftlicher Kommunikation ist Klarheit, ohne zu langweilen und Verständlichkeit ohne Zeitverschwendung! Ein guter Schriftsteller muss im Wesentlichen drei Dinge tun: viel lesen, gut und gründlich zuhören, und viel schreiben. Um zuzuhören sind Gespräche ein idealer Übungsplatz auf dem Schriftsteller lernen, was Leute interessiert oder langweilt und was in der Gesellschaft falsch oder richtig läuft. Um bessere E-Mails, Bewerbungen oder Blogartikel zu schreiben, findest du hier einen Übungsplatz mit vielen guten Tipps professioneller Autoren. Nach dem Lesen wirst du besser schreiben und du kannst diesen Artikel später als Spickzettel verwenden!

Kenne deine Leser!

Wie Leser heutzutage ticken, ist entscheidend dafür, wie du schreibst, wie du strukturierst und welche Navigationshilfen du einbaust. In diesem Artikel wirst du viel darüber erfahren, doch zuerst geht es um das allgemeine Verständnis über den Leser. Im Zeitalter der Informationsüberflutung achten Leser genaustens darauf, was Sie lesen und was nicht. Zeit und Aufmerksamkeit sind begrenzt; um wichtiges von unwichtigem zu trennen, verwenden Leser deshalb Faustregeln. Sie überfliegen leicht zugängliche Informationen wie Überschriften, Teaser und Hervorhebungen und bilden sich daraus ihr Urteil. Dass dabei wichtige Informationen verborgen bleiben, wird in Kauf genommen. Schlimmer noch, Leser ziehen meistens unterhaltsameres dem sinnvolleren vor. Das ist dein Ausgangspunkt und das bedeutet für dich als Schreiber: optimiere deine Texte damit Leser die wichtigsten Informationen schnell erfassen können!

Wer deine Leser sind, bestimmt deine Themen, deinen Schreibstil und deine Wortwahl. Meistens schreibst du für eine bestimmte Zielgruppe, das sind Menschen eines bestimmten Geschlechts, einer bestimmten Altersgruppe oder Menschen mit spezifischen Interessen oder Problemen. Häufig ist deine Zielgruppe eine Mischung aus diesen und weiteren Merkmalen. Wenn du weißt, für wen du schreibt, kannst du gezielter schreiben und erhältst mehr Aufmerksamkeit. Du erhöhst den Wert für deine Leser und die Wahrscheinlichkeit gelesen zu werden. Um gezielt für deine Zielgruppe zu schreiben, helfen dir diese Fragen:

  • Welche Sprache und Begriffe verwenden deine Leser?
  • Was wissen deine Leser bereits und was nicht?
  • Welche Fragen haben deine Leser und wo suchen sie nach Antworten?
  • Welche Probleme, Sorgen und Bedürfnisse haben deine Leser?
  • Gibt es Missverständnisse oder Vorurteile zu einem Thema?
  • Was fühlen die Menschen in Bezug auf ein Thema?

Anfangen ist schwer! Oder doch nicht?

Niemand wird als Schreiber geboren, also mach dir keine Sorgen um dein Talent oder deine Fähigkeiten. Jeder gute Schreiber musste seine Kunst erlernen. Du lernst zuerst die Grundlagen, danach verinnerlichst du sie durch häufiges Anwenden. Das heißt: Du musst viel schreiben! Egal was – schreibe! Auch wenn es dir schwerfällt – schreibe! Den meisten fällt Schreiben schwer und sie haben allerlei Sorgen damit. Schreiben ist Kunst und Arbeit zugleich – mal einfacher, mal schwerer; doch immer eine Bereicherung für das Leben. Der Trick ist, die richtigen Tricks zu kennen. Probier’s mal mit diesen:

  • Trenne schreiben und bearbeiten: Mische Schreiben nicht mit Überarbeiten. Wenn Du schreibst und gleichzeitig überarbeitest, kann kein Schreibfluss entstehen und schlimmstenfalls führt es zur Schreibblockade. Viele begehen diesen Fehler und nehmen sich damit die Effizienz und Lust am Schreiben. Schreibe erst das Konzept und überarbeite es hinterher. Wechsle von der Denkweise des Autors in die Denkweise des Lesers – doch springe nicht hin und her!
  • Bitte kein Perfektionismus: Perfektion ist eine Illusion! Eine Illusion die krank machen kann! Perfektion engt dich ein und macht dich verrückt. Sie hindert dich einen ersten Entwurf zu schreiben, weil du dich nicht traust Fehler zu machen. Der erste Entwurf ist per Definition immer schlecht – gewöhn dich daran!
  • Ein Konzept ist wie ein Polaroid: Konzeptionelles Schreiben ist vergleichbar mit der Entwicklung eines Polaroidbilds. Es entwickelt sich nach und nach und erst am Ende weißt du wie es aussieht. Mach dir keinen Kopf über das Ende und schreibe im Jetzt. Wenn du schreibst, werden viele Ideen anklopfen – sei höflich und bitte sie herein!
  • Schreiben ist Konversation: Stell dir Schreiben wie ein Gespräch zwischen dir und einem Leser vor, am besten mit einem Leser, den du persönlich kennst. Schreibe einfach, was du zu ihm oder ihr sagen würdest und überarbeite es getrennt. So findest du die richtigen Fragen und Antworten einfacher und kannst treffendere Texte schreiben. Zu den wichtigsten Fragen gehören diese beiden:
    • Was sind die wichtigsten Informationen, die meine Leser verstehen sollen?
    • Wie kann ich es meinen Lesern erleichtern, sie zu verstehen?
  • Lasse Lücken und Pausen: Schreibe, was dir im Moment einfällt, lasse dich treiben im Fluss deiner Gedanken und verweile in deinem Element. Genieße diese kreativen Momente und richte deine Energie dorthin, wo sie am meisten hilft.
  • Erkenne Schwachstellen: Erkenne Schwachstellen an deinen Texten und an deinen Schreibkünsten. Fortgeschrittene überschätzen gerne Ihre Fähigkeiten und werden blind für ihr Unwissen. Schreiber verlieben sich gerne in ihre Texte oder in Textpassagen und übersehen die Meinung anderer. Überschätze dich und deine Texte nicht, verliebe dich nicht in sie und suche Rat und Feedback von außen!
  • Sei ein Geber: Geber gehen aus sich heraus und überwinden Blockaden. Sie haben ein Bedürfnis, das sie antreibt – das Geben! Aus diesem Bedürfnis kann Kraft erwachsen, denn darin ist ein Warum enthalten und ein Warum kann Berge versetzen! Was hast du zu geben?

Der Anfang entscheidet! Du hast nur eine Chance!

Nichts geht über einen aufregenden ersten Satz! Wer Texte für ein großes Publikum schreibt, muss das beachten; und alle anderen dürfen es gerne auch beachten. Der erste Satz setzt den Leser in eine Erwartungshaltung, denn es gilt – der erste Eindruck entscheidet! Ein schrecklicher erster Satz im Bewerbungsanschreiben und die Jobchancen verringern sich, ein versiebter erster Satz in einem Blogartikel und die Leser verkrümeln sich und ein verhunzter Start in ein Buch, nun ja – dein Verleger wird Dich hoffentlich darauf hinweisen. Ein gelungenes Beispiel für einen ersten Satz ist das folgende:

  • Wir trafen Jesus in der Mittagspause kurz vor der Kreuzigung.

Der Stern begann mit diesem Satz einen Bericht über ein Passionsspiel in Florida. Appetit auf mehr machte auch Ernest Hemingway in seiner Geschichte „Das kurze Glück im Leben des Francis Macomber”:

  • Es war jetzt Mittagszeit, und sie saßen alle unter dem doppelten grünen Sonnendach des Speisezelts und aßen, als wäre nichts passiert.

Wer nicht das Glück hatte, Jesus noch kurz vor seiner Kreuzigung in der Mittagspause zu treffen; oder wer nicht die Fähigkeiten eines Ernest Hemingways besitzt, für den gibt es trotzdem Hoffnung und diese Hoffnung trägt den Namen 20 Sekunden Regel. Diese Regel besagt: Wer seine Leser nicht innerhalb von 20 Sekunden oder 360 Wörter in seinen Bann zieht, hat verloren. Das ist zumindest mehr als nur der erste Satz! Dieser Wert wurde allerdings vor über 20 Jahren ermittelt. Wegen Social Media mit seinen Kurznachrichten geht man heute eher von der 10 Sekunden Regel oder 160 Wörter aus. Wichtige Fragen für einen guten Start sind:

  • Wer soll das lesen?
  • Habe ich den richtigen Köder?

Der Anfang macht eindeutig klar, für wen der Text relevant ist und wieso. Willst du deine Leser halten, muss du ihnen Gründe liefern – am Anfang stehen die wichtigsten! Sind diese Gründe aus der Sicht des Lesers geschrieben, wirken sie mehr. Hier ein Beispiel:

  • Schreiber-Perspektive: Volunteer with Rock the Vote (Freiwillige für Rock the Vote gesucht)
  • Leser-Perspektive: Want to attend free events? (Willst Du kostenlos auf Veranstaltungen gehen?)

Das Beispiel stammt aus einer Untersuchung der Universität Notre Dame in Paris. Rock the Vote ist eine Organisation, die auf Rockkonzerten junge Wähler anwirbt und dafür freiwillige suchte. Sie schrieben 19.990 junge Menschen per E-Mail an, eine Hälfte mit Betreffzeile aus der Schreiber-Perspektive und die andere mit Betreffzeile aus der Leser-Perspektive. Auf die Variante der Leser-Perspektive wurde viermal häufiger geantwortet.

Weniger ist mehr! Wirklich!

Weniger Text führt zu mehr Lesern, weil es lesen und verstehen leichter macht. Der Durchschnittsleser liest 200–300 Wörter pro Minute, abhängig vom Text und seinen Lesegewohnheiten. Längere Texte verstärken den Wunsch im Leser den Text später zu lesen und später bedeutet meistens nie! Längere Texte erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kernaussage nicht verstanden wird, weil Aufmerksamkeit und Konzentration erschöpft sind. Mit den folgenden Tipps werden deine Texte kürzer:

  • Geize mit Silben: Wörter mit weniger Silben sind lesbarer und verleihen mehr Prägnanz, besonders am Ende eines Satzes. Fast alle Wörter, die unsere starken Gefühle beschreiben sind einsilbig: Wut, Hass, Leid, Scham, Angst, Neid, Gier und so weiter. Verwende Wörter mit weniger Silben!
  • Streiche überflüssige Wörter: In Deinen Texten wirst du Wörter finden, durch deren Fehlen die Bedeutung oder die Präzision des Textes nichts einbüßt. Diese Wörter sind meistens überflüssig und stehlen dem Leser Zeit!
  • Vermeide Füllwörter: Füllwörter sind meistens zu viel und manchmal zu wenig. Die einen nennen Sie Flickwörter, mal werden sie Würzwörter genannt und die Sprachwissenschaft nennt sie Abtönungspartikel. Sie verleihen Würze, versalzen jedoch schnell. Würze mehr mit Kürze als mit Füllwörtern und streiche im Grenzfall die folgenden Wörter aus deinen Texten: also, an sich, ausgerechnet, dann, doch, durchaus, eben, echt, eigentlich, einfach, erheblich, freilich, ganz, gänzlich, genau, geradezu, gern, gewissermaßen, halt, immerhin, irgendeine, irgendwie, ja, nämlich, nun, quasi, reichlich, sehr, sozusagen, überaus, völlig, wohl, ziemlich.
  • Schreibe kürzere Sätze: Wenn du versuchst kürzere Sätze zu schreiben, verwendest du automatisch weniger Wörter. Gleichzeitig erhöhst du damit die Lesbarkeit deiner Texte.
  • Verwende weniger Informationen: Das Priorisieren von Informationen ist eine Kunst und erfordert gute Kenntnisse über Thema und Leser. Wer diese Kunst beherrscht, der streicht weniger wichtige, jedoch relevante Informationen, um die wichtigeren hervorzuheben.
  • Verwende weniger Ideen: Verliebe dich nicht in deine Ideen, verliebe dich in die Würze der Kürze! Streiche unwichtigere Ideen und hebe dadurch die wichtigeren hervor.
  • Kürze ist nicht oberster Wert:  Bilder, Beispiele oder Vergleiche sind oft nötig, um Ideen verständlich zu machen. Sie bereichern Texte durch Tempowechsel, Abwechslung und Visualisierung. Beim Schreiben sind die obersten Werte Klarheit, Verständlichkeit und Einprägsamkeit; für diese Werte ist Kürze wichtig – jedoch nicht wichtiger!

Finde die richtigen Wörter!

Die richtigen Worte finden war noch nie einfach – beim Schreiben setzen wir noch eine Schippe drauf! Es gibt vieles zu beachten, um Texte nicht so zu entschleunigen, das auch der letzte Leser eingeschlafen ist und nicht so zu verunstalten, dass sie im Gruselkabinett egomanischer Texte landen. Texte die vor Imponiergehabe und Einschüchterungsjargon nur so strotzen – die Gräueltäter: Bürokraten, Wissenschaftler, Marktforscher und Vorstandsassistenten. Nimm dich davor in Acht und beherzige die folgenden Ratschläge:

  • Bevorzuge kurze Wörter mit wenig Silben: Darüber habe bereits im vorigen Kapitel geschrieben.
  • Benutze Wörter aus der Alltagssprache deiner Leser: Tue deinen Lesern den Gefallen und verwende Fachchinesisch nur dann, wenn deine Leser vom Fach sind. Ansonsten schreibe demütig und auf Augenhöhe!
  • Verwende eindeutige Wörter: Das Spiel mit Mehrdeutigkeiten ist riskant und Missverständnisse sind vorprogrammiert. Nutze deine Zeit, um Mehrdeutigkeiten zu vermeiden und spiele nicht damit – es sei denn, du weißt, was du tust! Sei konkret und nutze konkrete Wörter!
  • Synonyme: Für Verben, Adjektive und Präpositionen sind Synonyme stets erwünscht, du solltest diese Wortarten nie zweimal hintereinander gleich schreiben. Bei Substantiven gilt dagegen: Vorsicht vor Synonymen! Falls es überhaupt ein Synonym für ein Substantiv gibt, ist es zumeist nur ein scheinbares oder es wirkt unpassend. Eine Präsentation zum Beispiel, ist kein Synonym für einen Vortrag, sie ist das Material mit dem vorgetragen wird. Die Bundesfernstraße als Alternative für Autobahn, schließt Bundesstraßen mit ein und wird dadurch zweideutig. Abgesehen davon kling sie eher nach einer seltsamen Obsession für Verkehrspolitik statt nach Leidenschaft fürs Schreiben.
  • Anglizismen: Es kommt auf den Bekanntheitsgrad an! Wörter wie Team, Training, Couch und Party kannst Du problemlos verwenden, jeder kennt und versteht sie. Bei Service Point und Wellness ist das Verständnis nicht mehr eindeutig, du solltest solche Wörter besser nicht verwenden.

Verben sind am stärksten! Texte leben von ihrer Bewegung viel mehr als von ihrer Ausschmückung. Verben machen Stimmung und treiben mit Ihrer Bewegung den Satz voran. Ihre Dynamik motiviert den Leser zum Weiterlesen, daher sind sie im Grenzfall Substantiven vorzuziehen. Tote Verben wie liegen, vorliegen, darstellen oder aufweisen sind Ausnahmen, sie beschreiben kein tun. Weitere Ausnahmen sind die passive Tätigkeit (erfolgen, geschehen), die unanschauliche Bewegung (durchführen, bewerkstelligen), die bürokratischen Verben (verbleiben, beauskunften, bezuschussen) und die akademischen Verben (sensibilisieren, tabuisieren, instrumentalisieren, thematisieren). Eine Geschmacksfrage ist Verben, die eine Bewegung nur vorgaukeln, wie: Die Bäume werfen Schatten.

Vermeide Substantivierungen! Durch unnötige Substantivierungen nimmst du deinen Texten Lebendigkeit und Einfachheit, sie werden weniger ansprechend. Für gekünstelte Substantive gibt es mehrere Namen. „Nominalstil“ in der Stilistik, „Amtsdeutsch“ oder „Bürokratenjargon“ in der Umgangssprache. Hier ein paar Beispiele und ihre Alternativen:

  • zur Anzeige bringen => anzeigen
  • zur Anwendung gelangen => anwenden
  • zum Tragen kommen => sich durchsetzen
  • Verwendung finden => verwendet werden
  • Auftrieb erfahren => sich steigern

Geize mit Adjektiven! Neben Füllwörter und hohlen Redensarten sind Adjektive die am meisten überschätzte und missbrauchte Wortart. Oft weichen sie den Text auf und rauben ihm jede Straffheit und Farbe, die das Lesen zum Vergnügen macht. Die akademische Welt verwendet sie als Abzeichen ihres Ranges und belegt damit auf herrschaftswissende Art, wie sie Imponiergehabe der Verständlichkeit vorzieht. Dabei haben fast alle Stillehrer kritischen Umgang mit Adjektiven empfohlen. Für Akademiker und nicht Akademiker gilt:

  • Vermeide Tautologien: Tautologien geben Sachverhalte doppelt wieder wie z.B. visuelles Erscheinungsbild oder qualitativ hochwertig.
  • Nötig sind Adjektive zur Unterscheidung: grün, gelb, rund, eckig, gerade, gebogen usw.
  • Nützlich sind Adjektive zur Einordnung: größer, kleiner, höher, tiefer, länger, kürzer usw.
  • Hilfreich sind Adjektive zur Wertung: sehenswert, langweilig, interessant usw.
  • Ansonsten gilt für Adjektive: Wenn sie sich dir nicht aufdrängen und deinem Text nicht tatsächlich mehr Farbe, Gefühl oder Leben einhauchen, dann lass sie weg. Deine Leser werden sich freuen!

Male Bilder mit Worten!

Wer Leser gewinnen will, muss Bilder mit Worten malen! Bildliche Sprache ist eine gute Möglichkeit deinen Texten mehr Vorstellungskraft zu verleihen und sie dadurch verständlicher zu machen. Dabei gilt: vermeide Abstraktionen und verwende bildhafte Vergleiche. Doch Vorsicht! Vergleiche können unpassend, klischeehaft oder einfach zu viel sein.

Male Bewegtbilder mit Verben! Schreiben wie im Kino kannst du mit Verben – mit lebendigen Verben! Schreiben aus der Gruft vermeidest du durch sparsamen Einsatz von Adjektiven und Füllwörtern. Verben wie tanzen, reiten, singen, lachen und zaubern sind wie gemacht für Kopfkino. Lasse Tunwörter tun, was sie am besten können – für Aktion sorgen!

Male, indem du Abstraktionen vermeidest und spezifisch bist! Infrastruktur, Tier oder Frucht sind Abstraktionen, die keine Bilder in den Köpfen der Leser hervorrufen. Brücke, Löwe oder Apfel erzeugen dagegen Bilder und Emotionen beim Leser. Mit Bildern im Kopf macht Lesen mehr Spaß!

Male mit bildhaften Vergleichen, nur sei vorsichtig! Bildhafte Vergleiche müssen stimmig und frisch sein; dann können sie ein fruchtbares Mittel sein, Leser zu gewinnen. Es kann schwierig sein, die Trennlinie zwischen treffenden und schiefen Vergleichen zu finden. Stereotype und ausgeleierte Vergleiche drängen sich dir dagegen an jeder Ecke auf.

Formal gibt es in der Stilistik die Metapher und das Gleichnis, um bildhaft zu vergleichen.

  • Metaphern sind Übertragungen - Der Hafen der Ehe; Ein Meer von Rosen. Hafen und Meer werden von ihrem ursprünglichen Zusammenhang in ein anderes Umfeld übertragen. Sie werden gerne von Schriftstellern verwendet, kommen indes auch im Alltag vor: Geistesblitz, Rabenmutter, Nasenflügel.
  • Gleichnisse sind Vergleiche - Schlau wie ein Fuchs; Es regnet, als ob die Welt unterginge. Sie bringen Wörter meist mit „wie” oder „als ob” in eine vergleichende Beziehung zueinander wobei die Wörter ihren ursprünglichen Sinn behalten.

Frische Vergleiche sind gut, abgestandene ein verschlissener Hut. Die besten Vergleiche sind die, die nur selten oder noch nie verwendet wurden und dennoch originell und treffend sind. Halte Dich fern von ausgeblichenen Vergleichen und lasse nichts wie Pilze aus dem Boden sprießen und lasse auch keine Meister vom Himmel fallen. Lobe nie den Abend vor dem Morgen und zeige keinem die Kehrseite der Medaille – es sei denn du verwendest einen Kunstgriff und stellst alles auf den Kopf:

  • „Mich hat man mehrmals mit der Kehrseite der Medaille ausgezeichnet.” (Brana Crnčević, serbischer Satiriker und Politiker, 1936-2011)
  • „Wenn sich zwanzig Sprachen von Herrn Hauser beherrschen lassen, so geschieht es ihnen recht.” (Karl Kraus, österreichischer Schriftsteller, 1874-1936)

Schreibe schwungvolle Sätze!

Ein Satz ist umso verständlicher je weniger Worte er hat! Kurze einfache Wörter, keine unnötigen Füllwörter und keine unnötigen Adjektive sind ein wichtiger Schritt – der richtige Umgang mit Haupt- und Nebensätzen ist der nächste. Wer tut was? Diese Frage muss frühzeitig im Satz beantwortet werden; sie ist der Kern eines jeden Satzes – besser gesagt eines jeden Hauptsatzes. Im Hauptsatz stehen Hauptsachen, Handlungen und Schöpfungsakte, im Nebensatz stehen nur Betrachtungen und Erläuterungen.

Am Satzanfang ist Abwechslung angesagt! Vor Monotonie graut sich jeder Leser, nur Abwechslung erhält seine Aufmerksamkeit. Für abwechslungsreiche Satzanfänge gibt es vier Möglichkeiten:

  • Mit Umstandsangaben beginnen:
    • Zeit: Heute will ich...
    • Ort: In Spanien hatte ich...
    • Art und Weise: Gruselig fühlte es sich an ...
    • Adverbien: Sonst gibt es...; Zwar ist es...; Deshalb sind...; So soll es...
  • Mit einem Objekt beginnen: Besonders wenn der Text sein Thema ändert, ist der Satzbeginn mit einem Objekt sinnvoll. So kann der Leser den Themenwechsel schnell wahrnehmen:
    • Die Wörter des Autors wiegen ...
    • Mit Büchern will der Autor Geschichten ...
  • Mit einem vorangestellten Nebensatz zu beginnen: Das Problem dabei! Die Kernfrage: Wer tut was? - wird nach hinten verschoben. Deswegen gilt hier die 6 Wörter Regel (dazu später mehr!). Das heißt: kurze vorangestellten Nebensätze mit maximal 6 Wörter sind erlaubt!
  • Mit der sogenannten Ausdrucksstellung beginnen: Die Grammatik erlaubt fast jede Wortart am Satzanfang! Das gibt Dir ein Stilmittel in die Hand, um bestimmten Wörtern einen besonderen Nachdruck zu verleihen.
    • Effektiv ist es, das Richtige zu tun ...
    • Lernen führt zu einem selbstbestimmten Leben ...
    • Denn Lesen hat noch niemanden geschadet ...
    • Und am Ende steht der Erfolg ...

Der Nebensatz steht meistens hinter, manchmal vor, doch nie im Hauptsatz! Steht der Nebensatz hinter dem Hauptsatz? Dann wird er Nachsatz oder angehängter Nebensatz gennant – die mit Abstand häufigste und zumeist beste Variante; steht er vor dem Hauptsatz, heißt er Vorsatz oder vorangestellter Nebensatz. Niemals werden Nebensätze in Hauptsätze eingeschoben. Auch der kürzeste Nebensatz zerstört den natürlichen Erzählfluss, er fällt dem Hauptsatz ins Wort und kostet den Leser zusätzliche Aufmerksamkeit.

Nebensätze schaffen Abwechslung in der Sprachmelodie und im Rhythmus der Information. Sie ermöglichen Verschnaufpausen und geben Raum für Erläuterungen und Details. Als Faustregel gilt: Jeder dritte Hauptsatz kann oder soll mit einem angehängten Nebensatz enden. Weitere Regeln für Nebensätze sind:

  • Nebensätze dürfen keine Handlung tragen.
  • Nebensätze sollten keine zweite Hauptsache transportieren.
  • Nebensätze dürfen nicht die einzige Hauptsache im Satz beinhalten
  • Nebensätze dürfen nicht durch weitere Nebensätze verlängert oder verschachtelt werden.

Hier noch ein paar Tipps:

  • Die 6 Wörter Regel:
    • Ein vorangestellter Nebensatz (Vorsatz) darf maximal sechs Wörter lang sein
    • Ein zweigeteiltes Verb darf maximal sechs Wörter zwischen beiden Teilen haben
    • Zwischen Subjekt (wer?) und Prädikat (macht was?) dürfen maximal sechs Wörter stehen.
  • Aktiv statt Passiv: Bis auf zwei Ausnahmen ist Passiv zu vermeiden – diese Ausnahmen sind:
    • Der Autor kennt die handelnde Person nicht
    • Es kommt nur auf das Objekt an, nicht auf die Person
  • Beende Sätze mit prägnanten Wörtern: Das Ende eines Satzes oder Absatzes ist ein Signal für den Leser, innezuhalten, nachzudenken und geistig Luft zu holen. In dieser Stille hallt das letzte gelesene Wort im Kopf des Lesers nach, wie der Schlussakkord eines Konzerts.
  • Beende Sätze mit einer betonten Silbe: Eine betonte Silbe ist ein Wortteil, der lauter oder stärker klingt. Auf einer betonten Silbe endende Sätze, werden von den meisten Menschen attraktiver und vertrauter wahrgenommen. Sie klingen solide und sicher, machen Rhythmus und verstärken den Textfluss.

Bring Tempo in den Hauptsatz! Tempo in den Hauptsatz bringen Handlungen, mehr Tempo bringen mehrere Handlungen. Ein Subjekt tut etwas wie zum Beispiel:

  • Ein Autor zaubert mit Worten, verzaubert mit Sätzen und entführt uns in zauberhafte Welten.
  • Er besingt das Leben, versüßlicht das Detail, die Welt erkundend berührt er derweil, was rast und stolpert, flimmert und pocht, im Alltag schlägt – in der Liebe kocht.

Meine Beispiele lassen Bilder bewegen und Wörter fließen. Ihr Tempo kommt von lebendigen Verben, die den Leser vorwärtstreiben. Mit einer Sprechpause getrennt am Schluss, sorgen betont einsilbige Verben für einen Ausklang der nachhallt - und nachhallen muss.

Der ideale Satz strebt vorwärts wie ein Pfeil. Er ist schlank, nicht mit Adjektiven überfrachtet und verwendet keine eingeschobenen Nebensätze. Er vermeidet den Nominalstil, geht gekonnt mit Präpositionen um und schmeißt jeden Ballast von Board. Der ideale Satz wird von Verben vorangetrieben – von lebendigen Verben, die den Leser zum Weiterlesen motivieren. Die deutsche Sprache ist kompliziert, jedoch flexibel – nutze den kreativen Freiraum, die sie dir bietet!

Dirigiere mit Satzzeichen!

Die deutsche Sprache bietet sieben wichtige Satzzeichen: Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen, Komma, Semikolon (Strichpunkt), Gedankenstrich und Doppelpunkt. In vielen Texten findet sich außer Punkt und Komma nicht viel mehr; dabei sind es gerade die Satzzeichen, die der toten Schrift die Lebendigkeit der mündlichen Rede einhauchen. Sie dirigieren den Sprachrhythmus durch Pausen und bestimmen die Melodie des Orchesters aus Wort- und Satzarten.

  • Das Fragezeichen: Bei allen Fragearten verwendest du am Ende das Fragezeichen, mit einer Ausnahme – die indirekte Frage, sie endet mit einem Punkt.
  • Das Ausrufezeichen: Du kannst das Ausrufezeichen vielfältig verwenden:
    • Für Aufforderungen und Befehle:
      • Hör genau hin!
      • Aufgestanden!
    • Für Wünsche und Ausrufe:
      • Hoch lebe Eure Majestät!
      • Ach, hättest du mir das doch früher gesagt!
    • Im Austausch mit Fragezeichen:
      • Was soll das denn!
      • Hast du eigentlich einen Vogel!
    • Um Emotionen wie Ekel, Enttäuschung, Ärger, Unverständnis zu zeigen:
      • Pfui!
      • Blödsinn!
    • Als Ausdruck des Erstaunens, umklammert inmitten eines Satzes:
      • Thomas Edison hat stolze 1000 (!) Erfindungen patentieren lassen.
    • Als grafisches Mittel um Gefühle und Einstellungen zu vermitteln:
      • Du hast mich also nicht gehört!
  • Der Doppelpunkt: Die größte Chance, den Leser zum Weiterlesen zu verführen, bietet der Doppelpunkt: Der Satzteil vor ihm weckt eine kleine Erwartung; der Satzteil nach dem Doppelpunkt befriedigt sie. Folgt nach einem Doppelpunkt ein vollständiger Satz oder wörtliche Rede, wird groß weitergeschrieben, ansonsten klein.
  • Das Semikolon: Das nur seltenen verwendete Semikolon gilt als das Stiefkind der Zeichensetzung. Ist ein Punkt zu stark, ein Komma zu schwach, probiers mit einem Semikolon. Es gibt Dir die Möglichkeit Satzzeichen zu variieren und Pausen zu gestalten. Sein übertriebener Einsatz wirkt künstlich – so vermeidest du Fehler:
    • Trenne Hauptsätze mit inhaltlichem Zusammenhang die deutlicher als durch ein Komma getrennt werden sollen
    • Trenne gleichrangige Wortgruppen in Aufzählungen
    • Verbinde Sätze mit einem Semikolon, wenn Konjunktionen oder Adverbien wie denn, doch, deshalb usw. angeschlossen werden: Meine Mutter hatte den Bus verpasst; deshalb kam sie zu spät.
    • Niemals trenne Haupt- und Nebensätzen mit einem Semikolon, das ist nicht erlaubt.
  • Der Gedankenstrich: Semikolons und Gedankenstriche vereint, dass sie wie eine kurze Pause wirken. Beim Gedankenstrich ist diese Pause deutlich länger; durch diese Denkpause wird der nachfolgende Satzteil stärker betont und kann mit Unerwartetem oder Gegensätzlichem überraschen. Nach einem Gedankenstrich werden nur Substantive großgeschrieben und wie bei Semikolons gilt auch hier – nicht übertreiben!

Strukturiere mit Absätzen!

Absätze leiten den Leser durch deinen Text und helfen beim Scannen der Inhalte. Sie untergliedern Themen und sorgen für mehr Übersicht. Form, Tempo und Rhythmus sind ihr Auftrag, transportieren von genau einer Idee ihr Zweck. Für klares und deutliches schreiben, sollten die meisten deiner Absätze die gleiche Grundstruktur haben. Mit drei Elementen in stets gleicher Reihenfolge ist die folgende Struktur weit verbreitet:

  1. Themensatz: Der Themensatz beschreibt das Thema des Absatzes. Er darf gerne ein Ergebnis vorwegnehmen, um den Leser einerseits in der Phase des Scannens zu unterstützen und andererseits, Lust auf mehr Details zu machen.
  2. Unterstützende Sätze: Mit diesen Sätzen gehst du tiefer ins Detail und verleihst deinem Thema mehr Substanz. Du erklärst, wie etwas funktioniert, du gibst genaue Anweisungen und du nennst Beispiele. Du beschreibst Regeln und nennst Ausnahmen.
  3. Schlusssatz: Der Schlusssatz bereitet den Weg für den nächsten Absatz, zieht eine Schlussfolgerung aus deiner Argumentation oder bietet einen Beweis für deine Argumente.

Verwende Navigationshilfen!

Leser lesen Texte meist ähnlich, wie sie eine Landkarte verwenden. Sie verschaffen sich einen Gesamtüberblick und zoomen an die Stellen, die sie für interessant oder relevant halten. Erinnert dich das an Deinen eigenen Leseprozess? Eine kartenähnliche Navigation hilft deinen Lesern, schnell die wichtigsten Informationen wahrzunehmen. Zum Dank verbringen sie mehr Zeit mit dir und deinen Texten. Das zeigt die große Bedeutung von Navigationshilfen! Die Wortwahl ist wichtig, die Platzierung allerdings auch - und nicht nur das!

Die wichtigsten Navigationshilfen sind:

  • Mache die wichtigsten Informationen sofort glasklar! Die richtigen Stellen sind meistens die, wo auch du zuerst hinschaust. Beispiele sind: Betreffzeile, Titel, Überschriften, erster Satz im Absatz, letzter Satz im Absatz, Zusammenfassungen, Listen, Listenfang, Anfang von Aufzählungspunkten, Visualisierungen.
  • Trenne unterschiedliche Ideen! Verwende Absätze oder Aufzählungspunkte (Bullet Points, Spiegelstriche, Zahlen, Buchstaben) um zu trennen, was nicht zusammengehört. Aufzählungspunkte trennen Ideen klarer als Absätze. Es gilt: nur eine Idee je Abschnitt oder Aufzählungspunkt.
  • Bringe verwandte Ideen zusammen!  Verwandte Ideen gehören nahe zusammen damit der Leser diese Verwandtschaft erkennen kann. Aufzählungszeichen in einer gemeinsamen Liste sind eine Möglichkeit, Absätze hintereinander eine weitere. Wenn die Ähnlichkeit groß genug ist, kannst du Ideen auch in einem gemeinsamen Absatz beschreiben und ihre Unterschiede nennen.
  • Ordne nach Prioritäten! Die Priorität kann chronologisch, nach Schwierigkeitsgrad oder durch eine aufeinander aufbauende Logik bedingt sein. In der Regel kommt das Wichtigste zuerst, denn der erste Punkt erhält am meisten Aufmerksamkeit.
  • Strukturiere mit Überschriften! Überschriften helfen dem Leser die Inhalte von Textabschnitten schnell zu erfassen und ihre Relevanz zu bewerten. Das gilt für Textabschnitte genauso wie für Aufzählungspunkte. In Fettdruck startende Aufzählungspunkte findest du in diesem Artikel zuhauf. Sie sind die Überschriften von Aufzählungspunkten.
  • Verwende Visualisierungen! Verwende Tabellen, Grafiken, Schaubilder, Bilder, was immer zum Thema passt. Was verbildlicht werden kann, soll verbildlicht werden. Gute Visualisierungen sind eindeutiger als Sprache.
  • Formatiere wichtige Stellen richtig! Die wichtigsten Formatierungen sind: Hervorheben (Textmarker), Fettdruck oder Unterstreichen. So formatierte Inhalte werden eindeutig als wichtiger wahrgenommen. Kursivschrift und unterschiedliche Schriftfarben werden von Lesern dagegen unterschiedlich interpretiert und eignen sich nicht um wichtige Informationen hervorzuheben. Ein zu viel an verschiedenen Formatierungen verwirrt die Leser.

Überarbeiten! Überarbeiten! Überarbeiten!

Merke dir die drei Ü’s - sie werden zu deinen besten Freunden oder zu deinem schlimmsten Feinden – alles eine Frage der Einstellung! Die drei Ü’s stehen für drei Phasen im Schreibprozess. Je nachdem was du schreibst oder wie gut du schreibst, können es weniger Phasen sein, mehr sollten es nur im Ausnahmefall werden! Das erste Ü ist der erste Entwurf und der darf grottenschlecht sein. Wichtig ist, dass du deine Ideen zu Papier bringst, ohne diese zu bewerten und schon gar nicht zu überarbeiten. Das zweite Ü steht für deinen zweiten Entwurf. Der kommt dem Endergebnis schon nahe, ist strukturiert und halbwegs ausformuliert. Das dritte Ü resultiert im Endergebnis. Vermutlich hast du vorher vieles umformuliert und im Dienste deiner Leser gelöscht und sicher ist dein Text feingeschliffen und auf Hochglanz poliert.

Schreiber denken mündlich und schreiben für die Ohren! Für dich bedeutet das als erstes: Alles Geschriebene muss mühelos und selbstverständlich gesprochen werden können. Nur ein Text, der sich gut anhört, ist auch gut zu lesen. Lese dir Deine Sätze laut vor! Zweitens: Schreibe ähnlich wie du sprichst, beachte dabei die Tipps aus diesem Artikel und wäge Wörter im Einzelfall ab – nicht alle sind in Texten angemessen. Die Gemeinsamkeiten zwischen Sprechen und Schreiben sind größer als zumeist praktiziert: beide leben von Kürze und Kraft.

Wörter, Sätze oder Absätze zu streichen, ist eine der härtesten Aufgaben im Schreibprozess und eine der wichtigsten – auch hier gilt: Alles eine Frage der Einstellung! Wenn du Textteile streichst, betrachte es nicht als Zerstörung, sondern als eine Form der Schöpfung. Du schneidest Teile ab damit andere Teile aufblühen können, genauso wie es der Gärtner mit seinen roten Rosen macht!

Die folgende Checkliste stammt aus dem Buch „How to Write Clearly“ von Tom Albrington. Überarbeite deine Texte und sie wird dir helfen:

  1. Hast du überall eine einfache, konkrete und positive Sprache verwendet?
  2. Wenn du Fachbegriffe verwendest, hast Du sie dem Leser erklärt?
  3. Ist dein Text barrierefrei?
  4. Ist die Struktur logisch, verständlich und direkt?
  5. Hast du viele einfache Sätze verwendet, besonders für die wichtigsten Punkte?
  6. Sind die Absätze zumeist mit derselben Logik aufgebaut und ist diese Logik sinnvoll?
  7. Befasst sich jeder Absatz und jeder Aufführungspunkt mit nur einer Idee?
  8. Hast du den Leser direkt angesprochen, wenn es nötig war?
  9. Wenn du Metaphern verwendet hast, verdeutlichen sie wirklich Ihren Sinn?
  10. Hast du dem Leser alles gesagt, was er wissen muss - insgesamt und Abschnitt für Abschnitt?
  11. Hast du neues Wissen mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft?
  12. Hast du dem Leser alternative Möglichkeiten gegeben, deine Botschaft zu verstehen?
  13. Hast du die möglichen Gefühle des Lesers berücksichtigt?
  14. Hast du die Überzeugungen des Lesers zur Kenntnis genommen?
  15. Könnten deine eigenen Überzeugungen dein Schreiben beeinflusst haben?
  16. Hast du einen Weg gefunden, um deine Botschaft einprägsamer zu machen?
  17. Wenn du dich wiederholt hast, ist das absichtlich und effektiv?

Zusammenfassung

Die genannten Tipps kommen aus sechs Büchern von Schreibexperten. Ihre unterschiedlichen Perspektiven decken einen großen Bereich des Schreibens ab, ein viel größerer Bereich ist noch ungenannt. Unendliches kann über das Schreiben geschrieben werden – wer einen Blogartikel schreibt, wird leider schnell mit der Endlichkeit der Geduld seiner Leser konfrontiert. Daher empfehle ich dir als nächsten Schritt, tiefer in die Kunst des Schreibens einzutauchen. Lese selbst die Bücher, aus denen die Tipps in diesem Artikel stammen - du findest sie nur wenige Worte weiter. Merke dir: Das Wichtigste beim Schreiben ist anfangen, das Zweitwichtigste ist überarbeiten! Und wenn du schreibst, verwende diesen Artikel als Spickzettel!

“Schreibe kurz – und sie werden es lesen. Schreibe klar – und sie werden es verstehen. Schreibe bildhaft und sie werden es im Gedächtnis behalten.”

(Joseph Pulitzer, ungarisch-amerikanischer Verleger, 1847-1911)


Quellen

  1. Deutsch für Junge Profis (Wolf Schneider, 2011)
  2. Deutsch! (Wolf Schneider, 2011)
  3. How To Write Clearly (Tom Albrighton, 2021)
  4. Writing for Busy Readers (Todd Rogers, Jessica Lasky-Fink, 2023)
  5. Bird by Bird (Anne Lamott , 2007)
  6. Writing Down the Bones (Natalie Goldberg, 2016)